Anfang Oktober fanden auf Sizilien am Fuße des Ätnas in der Hafenstadt Catania die Europameisterschaften im Kanu-Polo statt. Die Spielfelder waren aufgebaut und funktionsbereit, der Athletenbereich mit Bootsständern und Zelten ausgestattet. Die Tribünen aufgrund der Covid-19 Pandemie nie aufgebaut worden.
Doch statt der Eröffnungsfeier am Dienstagabend fegte ein Tornado über Hafen und Innenstadt der ostsizilianischen Stadt. Von vier deutschen Teams befanden sich zwei Mannschaften bereits sicher im Hotel, eines war noch im Auto unterwegs und versuchte sein Heil in der Flucht in Richtung Unterkunft und ein Team wurde an der Strecke vom schlechten Wetter überrascht. Zusammen mit den anderen Sportlern, Betreuern und Helfern, die noch vor Ort waren, wurden sie nach dem ersten Schrecken aus den Zelten in ein nahegelegenes Bootshaus evakuiert und dort von den Verantwortlichen versorgt. Trotz der erschreckenden Bilder und Videos blieben schwere Verletzungen und größere Schäden aus. Mit einer emotionalen Ansprache des Organisators Fabrizio Messina und seinen geflügelten Schlussworten „Tomorrow we will play!“, fand sich die Polofamilie zusammen und in einer gemeinsamen Aufräumaktion, bei der sich alle teilnehmenden Nationen einbrachten, konnte der Spielort wieder hergestellt werden. Mit einem abgeänderten Spielplan und mit einem Tag Verzögerung konnten die Spiele um die Europäischen Meisterschaften mit bayerischer Beteiligung beginnen.
In den Kader der Kanu-Polo Damennationalmannschaft waren in der Saison 2021 vier Spielerinnen aus dem bayerischen Coburg berufen worden. Leonie Wagner, Pia Schwarz, Jule Schwarz und Nele Schmalenbach sind alle bei ihrem Heimatverein, dem PSC Coburg, in der Bundesliga aktiv. Für Jule Schwarz und Nele Schmalenbach war die EM das Debüt im A-Kader der Damen . Insgesamt hatte sich das Team mit gleich vier „Neuen“ extrem verjüngt. Im ersten Gruppenspiel gegen die Niederlande hatte die Mannschaft durchaus mit Anlaufschwierigkeiten bei Wind, Wellengang und Salzwasser zu kämpfen, konnte sich schlussendlich aber mit 3:2 durchsetzen. Durch die anfänglichen Spielverschiebungen folgten am nächsten Wettkampftag gleich vier Partien. Gegen Schweden (8:2), Italien (2:1), Niederlande (6:1) und Frankreich (4:4). Mit diesem starken Auftritten war den deutschen Damen der Halbfinaleinzug bereits nicht mehr zu nehmen. Am dritten Wettkampftag absolvierten sie noch das Spiel gegen Polen (6:2) und gönnten sich im Anschluss einen Nachmittag zum Regenerieren, denn am Folgetag waren wieder drei Spiel angesetzt. Mit einem 2:2 Unentschieden startete das Team in den Finaltag. Im Spiel um Platz drei trafen sie erneut auf die Niederlande, trotz vieler Großchancen und langen Angriffsphasen konnte sich das Damenteam nicht absetzen und musste in die Verlängerung ins Golden Goal gehen. Unglücklicherweise konnte der gute Angriff wieder nicht genutzt werden und bei einer kurzen Unachtsamkeit in der Verteidigung packten die Niederländerinnen die Gelegenheit beim Schopf und gewannen das Halbfinale 2:1. Für das deutsche Nachbarland war das Erreichen den Endspiels bei einem Großereignis eine Prämiere und auch für die späteren Siegerinnen aus Frankreich war es der erste Sieg bei einem Großereignis seit den Anfängen der Sportart in den 90er Jahren. Im kleinen Finale hatte die deutsche Auswahl mit motivierten Italienerinnen zu kämpfen, sie sich ihren Heimvorteil zu Nutzen machten und das Turnier mit einem dritten Platz beendeten. Für die deutschen Damen riss somit eine jahrelange Erfolgssträhne ab, die Motivation für die nächste Saison und die beiden Großereignisse, World Games in den USA und Weltmeisterschaften in Frankreich, hat sich dafür noch einmal gesteigert.
Auch die deutschen U21-Herren mussten sich mit dem vierten Platz zufrieden geben. Goldrichtig verlief dafür die EM für die deutschen U21-Damen, die sich gegen Frankreich im Finale dursetzten und zum Europameister kürten. Das deutsche Herrenteam setzte sich im Finale ebenfalls gegen Frankreich durch und holte Gold nach Deutschland.
P. Schwarz